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Feldkreuz auf dem Kramerberg um 1950 Hopfazupfa um 1950 Brandloh Süd/Ost um 1950

Die Ortschaft Brandloh

Aus der Lage von Brandloh ist ohne Weiteres zu erkennen, daß es sich hier nur um eine Tochtersiedlung von Pfettrach handeln kann.

Pfettrach steht Reichertshausen das zum erstenmal im Jahre 779 erwähnt wird, an Alter keineswegs nach, und wird bereits 764 beurkundet. Pfettrach hat schon 800 Jahre lang bestanden, als in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts das Dörfchen Brandloh von ihm aus gegründet wurde.

Die aus dem Jahre 1606 stammende Geburtsurkunde von Brandloh hat folgenden Wortlaut: ”Etwa ein Pipenschuß vom Dorf Pfettrach, im Präntlohe genannt, stehen 9 Sölderhäusl, die sollen erst seit Manns Gedächtnis her gesetzt worden sein."

Obige Beurkundung findet sich bei der Beschreibung des Hofmark Pfettrach im Band III der Güterbeschreibung des alten Landgerichts Moosburg (im Hauptstaatsarchiv München). Bei der Pfettracher Hofmarkbeschreibung vom Jahr 1558 findet sich der obige Zusatz noch nicht, aber bald nach dieser Zeit muß Brandloh gegründet worden sein, denn 1606 heißt es bereits, daß sie seit Mannsgedächtnis, also soweit man zurückdenken kann erst hergesetzt worden sind (= die 9 Söldnerhäusl). Somit dürfte Brandloh in Bälde ein Alter von 400 Jahren erreichen.

Alle übrigen zur Pfarrgemeinde Reichertshausen gehörigen Ortschaften sind älter mit Ausnahme der Einöde zum Holzmair, die erst um 1885 herum vom Mair von Reichertshausen aus begründet wurde.

Um 1960 herum bin ich längst gestorben; auf Grund dieser Aufzeichnung wird man aber wohl in Brandloh, besonders beim Kramer daran denken, daß das liebe Heimatsdörfchen nun auch schon 400 Jahre alt sei.

Nun zur Bedeutung des Ortsnamens Brandloh. Die erste Silbe ”Brand" ist klar, die zweite Silbe “loh" hatte früher den Sinn von Holz oder Wald. Wir haben hier also eine Siedlung, welche an deren Stelle ursprünglich ein Holz stand, welches dann abgebrannt wurde oder besser gesagt, es war hier Wald abgeholzt worden, worauf ein sogenannter Schlag aus den übrigbleibenden Baumstücken und den dazu wachsenden Büschen und Hecken entstand, der durch Feuer beseitigt wurde. Darauf erbaute man dann die 9 Söldnerhäuschen, die um diese Zeit natürlich alle aus Holz waren.

Steinhäuser gibt es allgemein bei uns erst seit Beginn des 19. Jahrhunderts; die Rodung durch das Feuer war in der damaligen Zeit auch deshalb bevorzugt, weil der Aschengedüngte Platz gut für den Anbau geeignet war. Im allgemeinen wollte man eben durch dieses Verfahren neues Kulturland gewinnen. In unserem Fall wurde ein solcher durch Feuer gerodeter Platz zum Aufbau einer neuen Siedlung verwendet, daß früher im Gebiet westlich von Pfettrach alles bewaldet war, ist ja auch heute noch leicht zu erkennen.

Die älteste Schreibung von Brandloh ist Prantlohe, später wurde allgemein das “p" zu “b" wie man damals auch Pier statt Bier schrieb und das “t" schwächte sich zu “d" ab. Am längsten erhielt sich das Schluß “e", so daß noch zu Beginn des vorigen Jahrhunderts “Brandlohe" zu lesen ist.

Politisch war Brandloh seit seiner Begründung mit der uralten Hofmark Pfettrach verbunden, welche 1606 durch Kauf an die Schloßherrschaft in Au überging. Da die Hofmarken in Bayern erst 1848 aufgelöst wurden, dauerte dieser Zustand bis zu diesem Zeitpunkt, die Zugehörigkeit von Brandloh zur Gemeinde Pfettrach ist durch Ursprung und Lage von vornherein festgelegt. Als Hofmarkangehörige hatten die Pfettrach und Brandloher alle Obliegenheiten die heute im Bereich des Bezirksamtes bzw. des Landrates, des Innungsamtes, des Amtsgerichts und des Notariates ihre Erledigung finden, bei der Schloßherrschaft in Au vorzubringen. Zu diesem Zweck gab es dort die herrschaftlichen Pfleger.

Reichertshausen war keine Hofmark, sondern ein landgerichtliches Dorf uns so war es aufs engste mit dem uralten Landgericht Moosburg verbunden.

Nur wenn sich ein Pfettracher oder Brandloher über seine Herrschaft in Au beschweren wollte, was auch in einigen Fällen vorkam, ging er auch zum Landrichter in Moosburg. Auch Reichnisse in Geld oder Getreidedienste, sowie verschiedene Arten von Scharwerk mußten die Hofmarksuntertanen ihrer Herrschaft leisten. Getreidedienste kamen für die Brandloher nicht in Frage, das sie zu wenig Landbau hatten, dafür mußten sie aber bei den Erntearbeiten auf den herrschaftlichen Felder in Au mithelfen und die Geldabgaben bei der übergabe des Anwesens waren ziemlich hoch. Der alte Schmuderervater Barth. Harzhauser wußte mir von diesen Verhältnissen noch zu erzählen. Er selbst hatte bei seiner Heirat 1872 noch eine Summe Geldes, die ihm schmerzlich genug war, an die Herrschaft in Au zu zahlen, und er hatte noch sagen hören, daß früher die Brandloher nach Schloß Au zum Arbeiten gehen mußten. Die Hofmarken waren zwar 1848 abgeschafft worden und so hatten auch die Anwesensbesitzer ihre völlige Freiheit und Unabhängigkeit erreicht, aber es war dafür eine ziemlich hohe Ablösungssumme zu entrichten, welche unter dem Namen Bodenzins heute noch älteren Leuten bekannt ist.

Als Kind habe ich noch oft über den Bodenzins klagen hören, endgültig aufgehoben wurde dieser erst 1917. In den Hofmarksdörfern gab es meistens eine ziemliche Anzahl an Handwerkern, welche für die Herrschaft arbeiten. Bei der ehemaligen Hofmarkssitzen Attenkirchen und Tegernbach merkte man das heute noch genau. So gab es auch in Pfettrach und Brandloh früher eine große Anzahl von Handwerkern; Anwesensbesitzer mit wenig Grund und Boden waren auch wirtschaftlich zur Ausübung eines Handwerks gezwungen. Vor 100 oder 150 Jahren besaßen ja fast alle Brandloher kaum einige Tagwerk Grund und erst durch die Verteilung der Gemeindegründe und spätere Zukäufe wurden diese Anwesen im Laufe des 19. Jahrhunderts und auch noch im 20. Jahrhundert immer größer. In der Pfarrgemeinde ist seit etwa 1800 durchweg festzustellen, daß größere Anwesen kleiner und kleinere Anwesen größer wurden. Diese ganz gesunde Entwicklung gilt besonders auch für Brandloh, so daß heute die meisten Brandloher auf ihrem Anwesen mit ihrem eigenen Grundbesitz und dazu in mehreren Fällen noch mit etwas Pfarrergrund auch ohne Handwerk gut auskommen können. Es wäre freilich zu bedauern, wenn dadurch das Handwerk auf dem Land zu sehr in den Hintergrund treten würde. Der gegenwärtige Zustand in dieser Beziehung ist zum Teil auch kriegsbedingt. Wie sich das in Zukunft noch weiterentwickeln wird, kann man zur Zeit noch nicht sagen. Auch die Hausnamen, in Brandloh hängen fast durchwegs mit Handwerken zusammen, die früher auf den einzelnen Anwesen betrieben wurden. Daher wechselten auch besonders die Hälfte der Brandloher Anwesen Hausnamen im Lauf der letzten 100 bis 200 Jahre wiederholt. Zum großen Teil haben sie heute längst keine Berechtigung mehr, zum Beispiel auch der Hausname zum Kramer. Mit einem Handwerk haben nichts zu tun die Hausnamen: Brummer (aus Brunnmaier), Plankl, Schmuder. In neuester Zeit entstanden Neuhäusler (Schupferer), Steiner, Sautreiber (Betzenbichler). Merkwürdig ist es, daß es längst vor der Begründung der Krämereien in Reichertshausen und Pfettrach längst einen Kramer in Brandloh gab, wovon heute noch der Hausname zum “Kramer" erinnert. Auch ein Wirt in Brandloh namens Georg Renkl wird bereits 1620 erwähnt, ehe in Pfettrach erst ganz langsam an der Stelle des heutigen Wirtshauses sich ein kleiner Wirtschaftbetrieb entwickelt. Und auch eine kleine Winkelschule wurde bereits etwas nach 1800 vom damaligen Hinterschneider, Peter Froschermaier, genannt

der “Langnasete Peter" allerdings nur im Winter betrieben. Sonst war dieser erste und letzte Schullehrer von Brandloh ein Spielmann auf der Geige, der auf Hochzeiten, Kirchenfeiern und so weiter Musik machte. Aber er konnte auch lesen, schreiben, rechnen und traute sich zur Hebung seines Verdienstes diese Kenntnisse auch der lernbegierigen Jugend von Brandloh und Umgebung beibringen zu können. Sonst gingen die Pfettracher Kinder um diese Zeit zur Schule in Attenkirchen, die von Reichertshausen in die Schule von Au. Mit dieser seltsamen Schule in Brandloh hängt auch der Flurname “Schullehrerackerl" zusammen, das von der Herrschaft in Au zum Unterhalt eines Schulhalters in Brandloh gestiftet wurde. Der langnasete Peter beklagte sich aber, daß er erst den Boden dieses Ackers kultivieren mußte, um einiges Korn davon herauszubringen. Und als er eine Eiche auf diesem Acker umhauen wollte, wurde im das von der Herrschaft in Au verboten, worauf der Peter drohte, er werde dann den ganzen Schulbetrieb einstellen. Getan hat er es doch nicht. Ich möchte aber die Schule in Brandloh nicht heruntersetzen, den auch mein Großvater Benno Schranner, geb. 1803, ist noch in die Schule in Brandloh gegangen und hat dort sicher auch etwas gelernt, den er hat sich später recht gut helfen können.

Darf ich auch noch das Sprichwort erwähnen das ich in meiner Kindheit gelegentlich noch erwähnen hörte: “Wenn in Brandloh ein Bauer stirbt, wird er in München begraben", doch nun weiß das kein Mensch mehr.

Zum Schluß noch einige Einwohner Verzeichnisse von Brandloh, welche besonders interessant für die Entwicklung der dortigen Hausnamen sind:Bauernhaus Kramerberg 1 um 1950

Vom Jahre 1743

1. Anton Thalmayr, Schmuder.

2. Osswald Schäffler, Prummer Christl

3. Baltasar Ostermayr, Zacherl (Kramer)

4. Christoph Selmer, Kriegler

5. Simon Kögl, Prumer Simon

6. Ulrich Huber, Schneider

7. Veit Selmer, Plankl Sczhneider

8. Veit Marx, Peitl

9. Peter Albrecht, Schuster

10 Matthias Hörl, Gehmann

Vom Jahre 1773

1. Josef Hagen, Zacherl (Kramer)

2. Bartlmä Schäffler, Schmuderer

3. Christoph Selmer, Weber Christl (Schuster)

4. Baltasar Mayr, Schustermann (Steiner)

5. Franz Wäy, Schneidermann /Schneidermartl)

6. Gerg Selmer, Prunner

7. Georg Hobmaier, Gehemann

8. Andre Neumaier, Schäffler (Christlschneider)

9. Josef Goldbrunner, Pechmann

10 Gallus Dietrich, Plankl

Vom Jahre 1808

1. Georg Riedl, Spielhiesl (Schneidermartl)

2. Josef Hagn, Kramer

3. Josef Felber, Schmuder.

4. Johann Breitenwinkler, Christlschneider

5. Josef Kappl, Reiterschuster (Schuster)

6. Lorenz Lerchl, Plankl

7. Johann Goldbrunner, Pechmann

8. Veit Rauscher, Prumer

9. Peter Froschermayr, Schneider (Steiner)

10 Xaver Mair, Gehmann

Vom Jahre 1835

1. Hartshauser Martin, Schmuder

2. Grahsy Paul, Christlschneider

3. Michael Brachmair, Plankl

4. Matthias Viehhauser, Kramer

5. Matthias Rauscher, Brumer

6. Florian Goldbrunner, Froschpeter (Steiner)

7. Reiter Peter, Reiterschuster

8. Vitus Mair, Schneidermartl

9. Reitinger Sebastian, Pechmann

10 Mair Xaver, Gehschneider

Aus den Hauslisten von 1808 und 1835 geht hervor, daß nach 1800 von einigen Schwankungen abgesehen, die Hausnamen in Brandloh schon so ziemlich die heutigen waren. Die beiden Hauslisten vor 1800 aus den Jahren 1743 und 1777 zeichnen noch ziemliche Abweichungen von der heutigen Form der Hausnamen. Die ältesten Hausnamen Schmuderer, Brumer und Plankl sind aus Familiennamen, sie gehen auf eine Zeit zurück, da Familien- und Hausnamen im allgemeinen noch zusammenfielen. Die eigentlichen Familiennamen entstanden bei uns erst allmählich nach dem 30jährigen Krieg, also nach 1648. Noch heute haben aber die Familiennamen nur eine untergeordnete Bedeutung gegenüber dem Hausnamen, wenigstens im Sprachgebrauch der Einheimischen. Der Westermaier in Reichertshausen zum Beispiel ist weithin bekannt, unter seinen Schreibnamen “Stanglmair" kennen Ihn nur wenige.

Aus den 9 Söldenhäusl in Brandloh bei der Begründung sind später 10 Anwesen geworden. Der elfte der Schupferer oder Neuhäusler kam erst seit 1871 dazu.

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